„50 shades of green“ – unsere Reise auf die Färöer

Ich konnte die Färöer geographisch einigermaßen zuordnen und wusste, dass es dort unzählige Schafe gibt. Darüber hinaus war mir die Inselgruppe bis zum Sommer jedoch ziemlich unbekannt. Unsere Reise nach Island im August sahen wir daher als perfekten Anlass auch diesen kleinen Teil der Welt zu erkunden. Jetzt kenne ich nicht nur 50(!) färöische Schafsarten, ich weiß auch, dass es dort einige der schönsten Plätze gibt, die ich je gesehen habe!

Ganz zu Beginn mal kurz ein paar Fakten über die Inselgruppe: Die Färöer (= Schafsinseln) sind eine Inselgruppe aus insgesamt 18(!) Inseln, welche zu Dänemark gehören, jedoch eine autonome Landesregierung haben. Die größeren Inseln sind allesamt durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden und können deshalb relativ einfach erreicht werden. Trotz der kleinen Größe der Färöer ist es jedoch sehr ratsam, sich ein Mietauto zu nehmen. Öffentliche Verkehrsmittel verkehren dort wirklich nur sehr selten und es kann sogar zum Problem werden damit zum Flughafen zu gelangen (ich spreche aus Erfahrung! – aber dazu noch später).

Lediglich fünf der 18 Inseln konnten wir während unseres Aufenthaltes erkunden – unzählige wunderschöne Plätze inklusive! Unsere Lieblingsplätze, Erfahrungen und Tipps gibt’s heute in diesem Blogbeitrag:

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STREMOY – die Hauptinsel

Auf der Hauptinsel Stremoy liegt Tórshavn – die Hauptstadt der Inselgruppe -, wo wir die meiste Zeit unseres Aufenthaltes, sowie auf Grund fehlender Alternativen auch (fast) alle Nächte verbrachten. Tórshavn selbst ist eine wunderbare, farbenfrohe Stadt, welche viele nette Lokale sowie einige Sehenswürdigkeiten – wie den Hafen oder das Regierungsviertel Tinganes – beheimatet. Sogar als VegetarierIn findet man in der Hauptstadt der sonst doch sehr fleischlastigen Inseln einige Alternativen. Das Lokal „Sirkus“ eignet sich bestens für ein gemütliches Abendessen – das Lokal „Mikkeller“ für ein köstliches Craft beer! 😉

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Aber auch außerhalb der Stadt gibt es auf Stremoy einige sehenswerte Routen und Plätze. Nicht weit entfernt kann man im Ort Kirkjubøur die Ruine einer alten Kathedrale, sowie den ältesten, erhaltenen Hof der Färöer bestaunen. (Empfehlenswert soll auch die Wanderung von Tórshavn nach Kirkjubøur sein – diese mussten wir auf Grund des Wetters leider auslassen.) Fährt man in Richtung Norden der Insel, vorbei an wunderschönen Wasserfällen und malerischen Ortschaften, endet die Straße im Ort Tjørnuvík, welcher eingebettet zwischen Bergen liegt und man im Sand – Cafe by the beach“ den Ausblick auf den wunderbaren Strand genießen kann. Etwas weiter im Landesinneren befindet sich Saksun – ein weiteres Highlight der Insel. Neben einer alten Dorfkirche und einer einmaligen Sicht auf die Meeresbucht, kann man dort auch ein Museum besuchen. 

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EYSTUROY

Auch die zweitgrößte Insel der Färöer, welche man von Streymoy aus über eine Brücke erreicht, ist für eine Erkundungstour sehr empfehlenswert. Wir haben dort nur den nördlichen Teil der Insel bereist und jede Menge wunderbarer Plätze gefunden: Eiði, Gjógv oder Elduvík – um nur ein paar davon zu nennen. Dennoch sollte man bedenken , an diesem Tag Proviant einzupacken oder erst Abends in Tórshavn zu essen – Lokale und Restaurants findet man in diesen Ortschaften äußerst selten!

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Das größte Highlight auf der Insel Eysturoy ist jedoch mit Sicherheit eine Wanderung auf den Slættaratindur – den höchsten Berg der Färöer mit stolzen 880 Metern. Etwa eine Stunde benötigt man um den Gipfel zu erreichen, von welchem aus man angeblich Ausblick auf alle Inseln haben soll. Das Wetter war leider nicht auf unserer Seite und der Ausblick am Gipfel daher sehr bescheiden 😉 Dennoch kann ich die Wanderung inmitten von grasenden Schafsherden jeder und jedem empfehlen. Und ganz ehrlich: ich glaube es gibt kaum ein anderes Land in welchem die „Erklimmung“ des höchsten Berges so einfach ist wie auf den Färöern! 🙂


VÁGAR

Beinahe alle Besucherinnen und Besucher der Färöer setzen Fuß auf die Insel Vágar – dort ist nämlich der einzige Flughafen der Inselgruppe beheimatet. Direkt nach unserer Ankunft erhielten wir dort auch unser Mietauto und erkundeten im Anschluss gleich die Insel, bevor wir uns auf den Weg nach Tórshavn machten. Am westlichen Ende von Vágar befindet sich nämlich ein ganz besonderer Ort: Gásadalur ziert nicht nur unzählige Postkarten sondern wahrscheinlich auch tausende Fotos auf Instagram und in den sozialen Medien. Wir hatten noch dazu das Glück den Ort bei blauem Himmel und strahlenden Sonnenschein zu erreichen und dürfen nun diesen unbeschreiblich schönen Ort als unseren allerersten Eindruck der Inselgruppe in Erinnerung behalten.

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Am Ende unserer Färöer-Reise entschlossen wir uns außerdem die letzte Nacht in einem Hostel in Sandavágur – nicht weit entfernt vom Flughafen – zu verbringen, da wir unser Mietauto schon am Vortag abgaben und unser Flug sehr früh morgens angesetzt war. Im Nachhinein betrachtet war dies jedoch eine ziemlich schlechte Entscheidung: da auf den Färöern kaum öffentliche Busse verkehren – und schon gar nicht so früh morgens – dachten wir schon daran die 9 km zum Flughafen mit all unserem Gepäck um 4 Uhr in der Früh zu Fuß bewältigen zu müssen. Der nette Besitzer des Hostels arrangierte uns jedoch ganz spontan einen Fahrer und wir kamen noch rechtzeitig zum Abflug an. Mein Tipp daher: das Mietauto umbedingt bis zum Rückflug behalten! Eine gute Sache hatte das ganze dennoch. Wir konnten so noch das wahrscheinlich coolste Café der Färöer entdecken: Fiskastykkið in Sandavagur!

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BORDOY

Leider blieb uns nicht genug Zeit um diese Insel ausführlich zu erkunden. Einmal besuchten wir früh morgens jedoch den den Ort Klaksvik, um eine ganz besondere Bootsfahrt anzutreten…

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KALSOY

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Bereits um 8 Uhr morgens ging unsere Autofähre von Klaksvik nach Syðradalur. Da die Fähre relativ klein ist, sollte man schon recht früh vor Ort sein um auch sicher einen Platz zu bekommen. Auf der Insel angekommen fuhren wir schließlich bis Trøllanes, wo die einzige Straße der Insel endet. Mit unseren Wanderrucksäcken machten wir uns von dort aus auf den Weg zum bekannten Kallur Leuchtturm, von wo aus man eine unbeschreiblich schöne Aussicht auf die umliegenden Inseln und das offene Meer hat – da stören ach die anderen Wanderer nicht, die bei einem Ausflug auf die Insel Kalsoy natürlich alle das selbe Ziel haben. Daneben gibt es mit Mikladalur noch einen zweiten sehenswerten Ort auf der Insel, an welchem man die Statue der berühmten „Robbenfrau“ besichtigen kann. Stress muss man auf der Insel keinen haben – neben diesen zwei beschriebenen Highlights gibt es nämlich weder Lokale, Cafés oder Supermärkte, noch viele andere Ortschaften auf Kalsoy. Lediglich die Zeiten an denen die Fähre wieder zurück nach Klaksvik fährt, sollte man im Kopf behalten um auch wieder pünktlich (= etwa eine Stunde vorher) wieder am Hafen zu sein.

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Die Färöer schafften es tatsächlich in meine „Top 5″ der schönsten Reiseziele! Dass dort überall (wirklich überall!) Schafe herumlaufen, ist dabei nur einer von vielen Gründen dafür. 😉 Die grüne Hügellandschaft, die bunten Häuser, die unberührte Natur und vor allem die Ruhe auf der Inselgruppe machen eine Reise dorthin zu einem unbeschreiblichen Erlebnis. Auch an sehr „touristischen“ Orten begegnet man dort nicht mehr als dreißig anderen Personen, die „Ortschaften“ bestehen meist nur aus einer Kirche und ein paar Häusern, und man kann so viele schöne Plätze einfach zu Fuß erkunden. Und die Hauptstadt Tórshavn zählt für mich persönlich sowieso zu einer der schönsten europäischen Hauptstädte!

Und dennoch kann ich keine Reiseempfehlung für diese wunderbare Inselgruppe geben, denn man merkt dort deutlich, dass viele Einheimische keine Freude über den zunehmenden Tourismus in ihrer Heimat empfinden – ganz im Gegenteil. Und daran sind sicher auch jene TouristInnen Schuld, welche ungefragt durch Privatgrundstücke laufen, einfach durch die Fenster der Häuse schauen oder die Natur zerstören. Den Unmut darüber zeigen die Einheimischen schließlich durch riesige Verbotsschilder und Absperrungen oder wahnsinnig überteuerte „Eintrittspreise“ für Wanderwege. Und ich kann die Einheimischen auch verstehen – gerade am Beispiel Island zeigt sich doch sehr deutlich, wie der Massentourismus Länder und Natur verändern kann. Natürlich gilt das nicht für alle Färinger – besonders in der Hauptstadt trifft man viele offene und nette Menschen, welche zum Teil natürlich auch vom Tourismus im Land leben.

So gerne ich also die restlichen „Schafsinseln“ noch erkunden würde, so kann ich sagen, dass ich vermutlich nicht mehr auf die Färöer reisen werde – zumindest nicht in naher Zukunft. Mir bleibt also nichts weiter, als unglaublich froh darüber zu sein, diesen ganz besonderen Teil unserer Erde erlebt haben zu dürfen.

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